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HDJ80 Zahnriemen

Bei Reinholds 80iger war der Zahnriemen fällig.

Andere machen das in 20 Minuten auf dem Parkplatz, also sollten wir das vor der Garage auch hinbekommen.

Reinhold hat die Aktion beschrieben:

Ja,

der Zahnriemen.

Er werkelt im Verborgenen und sorgt für die einwandfreie Synchronisation von Kurbelwelle und Ventiltrieb, also der Nockenwelle.

Das Mystherium bei allen 4,2 Liter Motoren von Toyota (und vielen Millionen anderer viel kleinerer Motoren aller anderen Hersteller…)

Egal ob beim HZJ oder, in meinem Fall beim 1HD-T Motor, irgendwann werden sie alle fällig.

Das steht normalerweise im Fristenheft.

Eigentlich bei jeweils 100.000 Km Laufleistung.

In Deutschland, bei meinem Auto.

In anderen Ländern erst bei 150.000 Km. Beim gleichen Motor.

Böse Zungen behaupten, das sei ein Übersetzungsfehler.

Glaube ich aber nicht…

 

Egal,

ich kenne das aus frühen Autoschrauberzeiten, bei 100.000 Km gehört ein Zahnriemen gewechselt.

Das war schon damals bei VW in den 70/80er Jahren des letzten Jahrtausends so, bei den ersten quereingebauten Vierzylindern, es wird heutzutage nicht anders sein.

Und genauso schreibt es das WHB von Toyota vor.

Klar,

man kann auch locker weiterfahren. Funktioniert ja auch. Eigentlich.

Wahrscheinlich ist der Zahnriemen im 1HD-T auch nach 250.000 Km noch funktionsfähig, ohne Wechsel zwischendurch.

 

Wenn man diese Problematik nicht kennt, fährt man ja auch sehr unbedarft durch die Gegend.

Man steigt ein, startet den Motor, man fährt los.

Der alte Zahnriemen verrichtet seine Arbeit, er treibt die Nockenwelle an, der Motor läuft, alles ist gut.

 

Was aber, wenn der Zahnriemen aus „Altersgründen“ reißt oder um einen Zacken überspringt?

Oder ein Zacken abreißt?

Oder die Zacken durch Verschleiß so stark abgenutzt sind, daß die exakte Synchonisierung Kurbelwelle-Nockenwelle sich verschiebt?

Oder die Spannkraft der Feder der Spannrolle nachlässt?

Das Lager der Spannrolle pfeift und irgendwann aufgibt?

Was dann?

Ein kapitaler Motorschaden ist absolut sicher!

Irgendein Kolben knallt gegen irgendein geöffnetes Ventil, Bruch ist angesagt.

Am Ventil, am Kolben oder an beiden. Oder mehr……

 

Es gibt allerdings Benzinmotoren, die sind sog. „Freiläufer“.

Das bedeutet, selbst wenn die Nockenwelle stillsteht, also einige Ventile geöffnet sind, die Kurbelwelle dreht, berühren sich Ventile und Kolbenböden nicht.

Bei Dieselmotoren geht so etwas garnicht!

Aufgrund der extremen Verdichtung bei Dieselmotoren führt eine stillstehende Nockenwelle wegen eines gerissenen Zahnriemens zum massiven Motorschaden!

Bei einem um einen Zahn übergesprungenen Zahnriemen gibt es ein ähnliches Szenario.

 

Der Zahnriemen reißt in der Regel auch nicht während des Betriebes!

 

Er reißt oder springt über beim Starten des Motors.

Dann muß er nämlich das gesamte Drehmoment schlagartig auf die Nockenwelle übertragen.

Wenn erstmal alles in Schwung ist, hat er relativ wenig Drehmoment zu übertragen.

Alles dreht sich, alles bewegt sich.

 

Der Wechsel des Zahnriemens ist an sich überhaupt kein Problem, man kann das mit einiger Bastelerfahrung deshalb auch gut selbst machen.

Wichtig dabei ist die eindeutige Markierung der Stellung der Kurbelwelle zur Nockenwelle.

Die ist am Motor und an den Scheiben für den Zahnriemen eindeutig markiert!

Und ein Zahn rechts oder ein Zahn links ist egal?

Nein!

Das geht garnicht!

Absolute Präzision ist angesagt!

Beim Einbau absolut sorgfältig vorgehen und dafür sorgen, daß die Markierungen exakt übereinstimmen.

Soll der alte Zahnriemen aus irgendwelchen Gründen wieder eingebaut werden muß unbedingt die Laufrichtung vor dem Ausbau markiert werden, auf keinen Fall andersrum auflegen!

Mit Werkzeug aus dem normalen Werkzeugkasten und möglichst zwei weiteren helfenden Händen, die wissen was sie tun, kann man den Wechsel sehr gut durchführen.

Dann braucht man auch das Toyota SST 09717-20010 zum Abnehmen der Spannfeder nicht..

Es geht mit etwas Nachdenken auch ohne.

Bei unser Aktion kam zum Aushängen der Spannfeder ein kräftigen Schraubenzieher zum Einsatz.

Zum Einhängen der neuen Feder haben wir nach einiger Rumprobiererei einen normalen Steckschlüssel, SW10 benutzt.

Es würde auch ein Stück Rohr mit 8 oder 10 mm Innendurchmesser funktionieren, 20 cm lang oder mehr.

Einfach das Federauge in die Öffnung des Schlüssels einhängen.

Dann die Spannrolle als Gegenlager für die Hebelwirkung benutzen, die Feder auf die benötigte Länge dehnen und mit Hilfe der dritten und vierten Hand der helfenden Person und mit dem erwähnten Schraubenzieher das Federauge über den Bolzen schieben.

Hört sich kompliziert an, ist aber eigentlich ganz einfach.

Klar, die „Fachleute“ können das besser und schneller.

Die haben aber auch bestimmte „Arbeitswerte“, also Zeitvorgaben, in denen sie das machen müssen.

Wir hatten Freizeit!

Eine absolute Hilfe war eine Ratsche, mit 32er Nuß drauf!

Und Rohrverlängerung am Hebel der Ratsche, etwa einen halben Meter lang.

32mm ist die SW der Kurbelwellen - Mutter beim 1HD-T.

Die Rohrverlängerung ist sehr angenehm um die Kurbelwelle dann auch wirklich bequem drehen zu können.

 

Ich habe den Motor mit Hilfe dieses Werkzeuges nach der Montage des neuen Zahnriemens, der neuen Spannrolle und der neuen Feder an der Kurbelwelle von Hand zweimal komplett durchgedreht.

Hätte irgendetwas nicht gestimmt, ich hätte ich es gemerkt ohne Schaden anzurichten.

Aber, alles war in Ordnung. Weil sorgfältig gearbeitet wurde!

Erst dann habe ich den Zündschlüssel gedreht, der Motos sprang sofort an wie immer und lief ganz normal.

Alles war ok.

Das Drehen des Motors von Hand sollte man niemals an der Nockenwelle versuchen!

Auch wenn die Mutter der Nockenwellenscheibe verlockend einfach zu erreichen ist!

Das überlastet den Zahnriemen und macht ihn kaputt!

 

Wir haben den Zahnriemenwechsel völlig locker und entspannt bei Uwe mit viel Sabbelei zwischendurch in geschätzt zwei Stunden geschafft.

Ohne Streß. Ohne Zeitdruck.

 

Und ohne Drehmomentschlüssel!

Nur mit Gefühl im Arm!!!

Früher konnten wir alle noch im Kopf rechnen.

Heute benutzen wir Drehmmomentschlüssel für jeden Furz und Donnerschlag.

Für wirklich wichtige Verbindungen im Motor, Kopfschrauben, Schrauben bei Lagerdeckeln usw. halte ich den Drehmomentschlüssel auch für absolut angebracht

Früher, ganz früher, als ich noch keinen Drehmomentschlüssel hatte, habe ich alle Schrauben, auch die im Motor, mit „Vernunft“ angezogen, es hat immer funktioniert…

…ich werde so weiterbasteln.

 

Zum Schluß noch eine kurze Bemerkung:

Das der Zahnriemen nicht geknickt oder verdreht werden sollte, das er nicht mit Benzin, Diesel oder anderen Flüssigkeiten in Berührung kommen sollte, muß, glaube ich jedenfalls, nicht besonders erwähnt werden.

Das versteht sich von selbst.

Bei solchen wichtigen Ersatzteilen verwende ich ausschließlich Original Toyota Teile.

Nix Marke Billigheimer aus dem Internet!

 

Der Zahnriemen hat die Ersatzteilnummer : Timing Belt 13568-19065

Spannrolle und –feder: Idler Sub-Assy 13505-17011

 

In dem Sinne

„möget Ihr immer das passende Werkzeug zur Hand haben“

 

Reinhold

 

 

Danke an Reinhold für den gewohnt launigen Text!

Hier sieht man wie konzentriert es zur Sache ging:

 

 

Hier noch ein Detailbild der Werkzeugablage.

Was man bei keinem Auto machen sollte:

Das Werkzeug auf der Batterie ablegen; kann schnell Funken und Geräusche geben!

Bei Reinholds HDJ80 im Originalzustand incl. Schutzkappen auf den Batterien ist das kein Problem.

Und da die Motorhaube einmal auf war, hier gleich die Spannrolle für den Keilriemen der Klimaanlage (incl. Spannschraube), bei der sich das Lager gern mal verabschiedet.

Und ein Bild zur Lima (zum Generator) wo die Spannschraube für denselben sitzt.